Städteregion Aachen – Frauen für Frauen

Kampagne gegen Armut – Kein Tabuthema

Städteregion. Eva-Maria Voigt-Küppers, MdL, war Gastreferentin auf der letzten Vorstandssitzung der AsF UB in der Städteregion Aachen vor der Sommerpause. Sie gab einen Sachstandsbericht zur Armutskampagne, die der SPD Unterbezirk zusammen mit dem Kreisverband Aachen-Land der AWO ins Leben gerufen hat. Beide Verbände werden sich intensiv mit dem Thema Armut auseinandersetzen. Es gibt Regionen, die besonders von Armut betroffen sind. Es gibt schrumpfende und wachsende Regionen. Dabei sind die ländlichen Gebiete wie die Eifel vom Schrumpfungsprozess betroffen während wachsende Regionen wie Köln, Münster, Essen und Aachen (Universitätsstädte) gute Wirtschaftsdaten aufweisen. Die Städteregion und das Ruhrgebiet mussten aufgrund von Wegfall des Bergbaus und der Stahlindustrie einen schwierigen Strukturwandel hinter sich bringen. Jeder 4. und 5. ist hier von der Armut bedroht.

Die Kampagne nimmt zwei Gruppen und deren Stellung innerhalb der Gesellschaft besonders in den Fokus: Es geht um Frauen in Armut und die Armut von Kindern. „Wir wissen, dass Frauen ein viel höheres Armutsrisiko haben als Männer. Besonders gefährdet sind Alleinerziehende – zu 70 Prozent leben sie in Armut oder sind von Armut bedroht“, machte Eva-Maria Voigt-Küppers gleich zu Beginn ihres Vortrages den anwesenden AsF-Frauen deutlich. „Obwohl Deutschland eines der reichsten Länder der Welt ist, sind erschreckend viele Kinder von Armut betroffen“, führte Eva-Maria Voigt-Küppers weiter aus, „und materielle Armut geht meistens einher mit Bildungsarmut“.

Armut ist vererbbar

160630-AsF-0190Armut vererbt sich und es ist schwer aus diesem Kreis herauszukommen. Beziehen die Eltern Harz IV wird die Armut direkt an das Kind weitergegeben. Das macht sich bei der Kleidung, bei der Teilnahme in Vereinen und Musikschulen, ja, und auch in der Ernährung bemerkbar. Viele Kinder kommen ohne Frühstück in den Kindergarten und in die Schule, wissen immer wieder LehrerInnen und ErzieherInnen zu berichten. Eine gemeinsame Freizeitgestaltung mit den Eltern wie in den Zoo gehen, der Besuch eines Freizeitparks oder Urlaubsreisen entfallen völlig. Die Teilnahme an Klassenfahrten ist oftmals nicht gegeben.“ Armut hat etwas mit schämen zu tun“, erläutert Voigt-Küppers. Eltern geben die materielle Not nicht bekannt oder ihre Langzeitarbeitslosigkeit. Sie scheuen auch die Bürokratie, z.B. dem Anfordern und Ausfüllen von Formularen.

Armut als Folge von Beziehungskrisen

Materielle Not führt oftmals zu Problemen in der Beziehung. Mütter und Väter sind in der Partnerschaft und mit den Kindern überfordert. Kein Kind möchte ständig mit Streit und Krach leben Es fehlt das Geld an allen Ecken und Kanten. Der Griff zum Alkohol ist vorprogrammiert und es steht am Ende der Kette häufig die Trennung. Neben der materiellen Verarmung entsteht die soziale Verarmung. Es ist kein Geld vorhanden für Kino, Theater, Zeitung oder Bildungsangebote. Selbst das Geld für neue Schuhe für die Kinder fehlt.

Meistens sind die Frauen die Verliererinnen bei einer Trennung. Sie übernehmen die Betreuung der Kinder, können nicht mehr arbeiten gehen und der Unterhalt reicht oftmals nicht. Obwohl die Frauen gegenüber früher oft besser ausgebildet sind, entscheiden sie sich nicht zu arbeiten. Eine Rückkehr in den Beruf ist dann schwierig. Im Alter fehlen die die Erwerbszeiten. Frauenarmut im Alter ist ein wichtiges Thema. Frauen möchten ein Leben in Würde führen und nicht auf Almosen angewiesen sein. Sie haben ein Recht auf Unterstützung nach dem Solidarprinzip.

„Es gilt Vieles anzupacken“, so Eva-Maria Voigt-Küppers. Dringend notwendige Schritte müssen eingeleitet werden: Ausreichend Kinderbetreuungsplätze, Recht auf gebundenen Ganztag, kostenlose Kitaplätze, Abschaffung des Ehegattensplittings, Einrichtung von mehr Familienzentren und Beratungsangeboten, Steuerrecht und Finanzrecht muss geändert werden, eine auskömmliche Mindestrente muss gezahlt werden und vieles andere mehr.

Die Landtagsabgeordnete Voigt-Küppers appellierte noch einmal an die anwesenden Frauen, die Kampagne zu unterstützen und zum Wahlkampfthema zu machen.

Quelle: Gabriele Keutgen-Bartosch

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